I. Europa. — 3. Die außerdeutschen Länder Europas. 149"
Jahr 800 zum Christentum übertraten. Türken wohnen infolge Rück-
Wanderung nach Kleinasien fast nur noch in den Städten Rumelieus (Maze-
doniens). Reste der Urbevölkerung sind die Albanefen in der Mitte der
Westküste. Von Mazedonien nach Ü und auf den Inseln leben die Griechen.
— Kirchlich überwiegt die griechisch-orthodoxe Kirche, nach ihr ist der
Islam am stärksten vertreten.
Hauptbeschäftigung der Bewohner der Halbinsel ist ein lässig betriebener
Ackerbau (Weizen, Mais, Tabak, Baumwolle), die Herstellung von Rosenöl,
im 8 und auf den Inseln besonders Weinbau und Handel. Industrie
und Bergbau sind erst wenig entwickelt.
Staaten. Die Mitte der Halbinsel nimmt die Europäische Türkei
ein. Jm^l liegen: Bulgarien, Serbien, Bosnien und die Herzego-
wina, Montenegro; der S wird von Griechenland eingenommen.
a) Die Europäische Türkei.
§ 229. Früher gehörte die ganze Halbinsel den Türken, und obgleich
ihnen im 19. Jahrhundert die Hälfte verlorengegangen ist, ist die Türkei
noch jetzt der größte Staat der Halbinsel. Der Kaiser, der zugleich geist-
liches Oberhaupt der Moslemin ist, führt den Titel Sultan. Er hat
feinen Sitz in Konstantinopel (türk. Stämbul; mehr als 1 Mill. (£.), ent-
standen an der Grenze zweier Erdteile und am Kreuzungspunkte von See-
und Landverkehrsstraßen. Die Stadt liegt herrlich an der flußartigen Straße
von Konstantinopel (Bosporus) und hat im „Goldenen Horn" einen der
besten Häfen der Erde. Der zweite Hafen des Landes ist Saloniki, End-
Punkt der Wärdarbahn. j — , /■ v
Aufgabe. Bestimme die Lage von Adrianopel!
Die Verbindung zwischen dem Ägäischen und dem Schwarzen Meere
ist seit Jahrtausenden von großer Bedeutung. Die Straße der Darda-
nellen, von den Alten Hellespont genannt, wurde wiederholt von europäi-
schen und asiatischen Heerführern überschritten. Sie ist 75 km lang und
an der schmälsten Stelle l14 km breit. Starke Befestigungen wehren
vom Ägäischen Meere kommende feindliche Flotten ab (sie haben der
Meerenge den Namen gegeben), wie auch der Bosporus, ein enges,
versenktes Flußtal, gegen einen russischen Angriff durch Forts geschützt
ist. Das Marmarameer hat seinen Namen von einer dort gelegenen
marmorreichen Insel. Den Kriegsschiffen aller Völker ist die Durchfahrt
verboten.
Aufgaben. Warum hat besonders England Interesse an dem Fortbestand
dieser Bestimmung, Rußland an ihrer Aufhebung?
Zeichnung: Die Meeresstraßen zwischen dem Schwarzen und
dem Ägäischen Meere. Berücksichtige: das Goldene Horn, die Städte
Gallipoli, Konstantinopel, Skütari!
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Personennamen: Rosenöl
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europas Kleinasien Mazedonien Europäische_Türkei Bulgarien Serbien Bosnien Montenegro Griechenland Konstantinopel Konstantinopel Saloniki England Gallipoli Konstantinopel
Balkanhalbinsel. 117
Unter den Nahrungsquellen ist in erster Linie die Landwirt-
schaft zu nennen. Freilich ist sie trotz des fruchtbaren Bodens und günstigen
Klimas infolge der langen Türkenwirtschaft arg vernachlässigt. Von Be-
deutnng für die Ausfuhr ist der Wein- und der Olivenbau in Griechen-
land, die Rosenzucht im Märitzatal, der Anbau von vorzüglichem
„türkischem" Tabak, der Getreidebau in Bulgarien und die Pflaumen-
zncht in Bosnien und Serbien. Ausgedehnt ist die Schafzucht (das Fleisch
der Schafe ist ein Hauptnahrungsmittel) und in Bosnien und Serbien,
begünstigt durch die großen Eichenwaldungen, die Schweinezucht. Die
Ziege ist in Griechenland, das wichtigste Haustier. — Die Erzeugnisse
des Gewerbefleißes sind unbedeutend, abgesehen von der Teppich-
Weberei. Seidenzucht und an den Küsten Griechenlands die Schwamm-
fischerei zählen zu den wichtigsten Erwerbsquellen. Den Binnenhandel
fördern die Bahnen zwischen Belgrad-Konstantinvpel und Belgrad-Saloniki.
Der Seehaudel liegt in der Türkei darnieder, während Griechenland darin
Fortschritte zeigt.
Vor allen andern Ländern Europas war die Halbinsel ihrer Lage ge-
maß am meisten den Einwirkungen des Orients ausgesetzt. Hier nahm die
europäische Kultur, angeregt von der des Morgenlandes, ihren Ausgang. Bald
ubertrafen die Hellenen an Ge
dankenklarheit und edlerem Ge-
schmack für Bau und Bildwerke
die Morgenländer. Todesmutig
wurde von den Griechen die junge
europäische Gesittung gegen den
Ansturm der Perser verteidigt. So
blühten Kunst und Wissenschaft
im Altertum in Griechenland
empor. Alte Baudenkmäler geben
noch heute Kunde von der Höhe
altgriechischer Kunst—im Mittel-
alter erlag die Halbinsel, der
morsche Rest des oströmischen
Reichs, dem Ansturm der Türken,
die 1453 Konstantinopel eroberten,
in den folgenden Jahrhunderten
tief nach Mitteleuropa vordrangen
und fast ganz Ungarn, Rumänien
und die Länder n. vom Schwarzen
Meer unterwarfen. Im l7.Jahr-
hundert bereits begannen die Verluste, die sich bis in die neueste Zeit derart
sortgesetzt haben, daß von dem einstmaligen großen Türkenreiche in Europa
nur noch wenig übrig geblieben ist.
Staaten und Trtskunde.
I. Die europäische Türkei, a) Unmittelbarer Besitz: 170000 qkm, <;
Mill. E., 36 auf 1 qkm, Despotie, beherrscht von einem Sultan.
G Konstantinopcl*) reizvoll auf 7 Hügeln an der gleichnamigen Meeres-
enge gelegen. Es ruft mit den Bauminseln, den die Häusermassen über-
ragenden Kuppeln und Minarets der Moscheen einen überwältigenden Ein-
druck hervor. Ein vortrefflicher Hafen, das „Goldene Horn", schneidet
flußartig tief ins Land ein. Konstantinopel ist ein wichtiger Seehandelsplatz
an der Eingangspforte des Morgenlandes. Von hervorragenden Bauten seien
genannt: die S o p h i enmo s ch ee, „die Hohe Pforte." d'. i. der Palast des
d. i. Konstantinsstadt, vergl. Adrianopel, Philip popel,
Sebastopel, Napoli, Tripoli.
Konstantinopel l: 180000.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen]]
Extrahierte Personennamen: Philip_popel
Extrahierte Ortsnamen: Griechen- Bulgarien Bosnien Serbien Bosnien Serbien Griechenland Griechenlands Belgrad-Konstantinvpel Griechenland Europas Griechenland Konstantinopel Mitteleuropa Ungarn Europa Konstantinopel Napoli Tripoli Konstantinopel
§ 47. Die Balkanhalbinsel. 107
besonders in Bulgarien wird Ackerbau getrieben, stattliche Laubwaldungen
dehnen sich weit aus, die Eiche herrscht vor, so daß stellenweise Schweine-
zucht getrieben wird. Auch Obst, besonders Pflaumen (Bosnien), wird
angebaut. Doch liegt die gesamte Bodenkultur infolge der Jahrhunderte
langen Mißwirtschaft der Türken sehr danieder. Von Haustieren wird
überwiegend das Schaf gezüchtet, welches ein Hauptnahrungsmittel der
Bevölkerung ist, und im Tal der Morawa das Schwein, weil die
großen Eichenwaldungen eine gute Mast liefern. Griechenland hat sich
im letzten Jahrhundert nach der Befreiung vom Türkenjoch bei seiner
tatkräftigen Bevölkerung bedeutend gehoben. Da das Innere wenig
Getreide, nur Öl, Wein und Trauben (Rosinen, Korinthen) hervorbringt,
haben die Griechen ihre alte Tätigkeit, den Handel, wieder aufgenommen.
4. Bevölkerung. Als Übergangsland von Asien nach Europa
ist die Balkanhalbinsel zu allen Zeiten der Schauplatz von heftigen,
andauernden Kämpfen gewesen. Im Altertum hatten die hochbegabten
Griechen den S. inne und behaupteten trotz ihrer Zersplitterung in
viele kleine Staaten die Herrschaft über das Mittelmeer. Sie gingen im
großen Römerreich auf. Dieses erlag im 15. Jahrhundert dem Ansturm
der mohammedanischen Türken, welche 1453 Konstantinopel eroberten
und die im N. ansässigen Bulgaren und Serben unterwarfen. Unter
der Türkenherrschaft ging die Kultur des Landes sehr zurück. Ihr
Vordringen nach Ungarn und bis Wien (1529 und 1683) war ein
Schrecken für ganz Europa. Doch wurden sie glücklich zurückgeschlagen
(Prinz Eugen von Savoyen) und verloren ein Gebiet nach dem andern.
In blutigem Kampfe (1821 — 29) riß sich Griechenland los.
Die jetzige Bevölkerung ist daher sehr gemischt. Im N. wohnen
Slawen, nämlich die Serben und Bulgaren, im W. die Albanesen, im
O. die Türken, zwischen ihnen und im ganzen S. die Griechen. Außer
den Türken, welche sich zur Religion des Mohammed oder dem Islam
bekennen, gehören alle andern Völker der griechisch-katholischen oder
orthodoxen Kirche an.
5. Staaten und Städte:
1. Tie Türkei.
Außer den Besitzungen im w. Asien und nw. Afrika umfaßt das
türkische Reich in Europa zwei Provinzen, Rumelien und Albanien, und
vier tributpflichtige Staaten, Bulgarien, Ostrumelien, Bosnien und Kreta.
Die unumschränkte Herrschaft des Sultans, der zugleich die höchste geist-
liche Macht in Händen hat, ist durch die fortwährende Geldnot und die
Bestechlichkeit der Beamten sehr behindert, er hat den Einflüssen mancher
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Morawa Eugen_von_Savoyen Eugen Mohammed
Extrahierte Ortsnamen: Bulgarien Bosnien Griechenland Asien Europa Altertum Ungarn Wien Europa Griechenland Asien Afrika Europa Albanien Bulgarien Ostrumelien Bosnien Kreta
Das Deutsche Reich. —
G. Das Deutschtum im Auslände.
523
neuesten Zeit bei seinem Streben nach nationaler Macht und Bildung vergißt, was
er den unter ihm angesiedelten Deutschen zur verdanken hat.
Einen schweren, aber bis jetzt erfolgreichen Kampf um die Erhaltung ihrer
Eigenart und ihres Besitzes hat auch die Viertelmillion Deutsche in Kroatien-
Slawonien zu führen. Aus den kleinen, unscheinbaren Siedlungen, die vor
beinahe 200 Jahren in einzelnen Teilen „Syrmiens" gefunden wurden, erwuchsen
Dörfer, Märkte und Städte, die heute zu den bedeutendsten Mittelpunkten des Han-
dels und Verkehrs im ganzen kroatischen Königreiche gerechnet werden müssen. In
den mehr als 500 Ortschaften Kroatiens, in denen größere deutsche Siedlungen an-
zutreffen siud, herrscht eiu solider Wohlstand. Der Schwabe ist auch hier stolz auf
seine Muttersprache, und allen Versuchen, sie ihm zu nehmen, setzt er zähen Wider-
stand entgegen. Ebenso behaupten die Deutschen, die rings um Ofen-Pest wohnen,
tapfer ihre erworbenen Freiheiten und Rechte.
2. Rußland. Dem Deutschtum verdanken die Baltischen Provinzen des
heutigen Rußland (Kurfand, Livland, Estland) ihre Blüte und die höhere Gesittung
ihrer Bewohner. Lübecker Kaufleute und die Ritter des Schwertbrüderordens
brachten ihnen in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts Christentum und deutsche
Kultur. Von ihr zeugen zahlreiche deutsche Burgen und Städte, wie Riga, Reval,
ferner das ueuerdings zum Mittelpunkte des wirtschaftlichen Lebens sich entwickelnde
Liban, ebenso Mitan, dessen deutsches Lehrerseminar Kräfte vorbildet, welche
die deutsche Kultur bis in die entlegensten deutschen Bauernsiedlungen in der Tnra-
nischen Steppe tragen. Aber mit dem Adel, der Geistlichkeit und dem Kaufmann
zog nicht gleichzeitig der deutsche Bauer ins Land. Die Landbevölkerung blieb un-
deutsch (Letten und Esten) und trat ganz besonders infolge der schroffen Entwicklung
des Nationalitätsprinzips im 19. Jahrhundert dem Herrenvolk immer leidenschaft-
licher gegenüber. Dazu wird das baltische Deutschtum, das dem Russischen Staat so
viele hervorragende Männer im Heeres- und Staatsdienst gegeben, durch harte
Russisizierungsmaßregeln bedrückt. Dorpat, einst eine Hochburg deutscher Geistes-
kultur, zeigt seit Jahrzehnten das Gepräge einer vollständig russischen Stadt.
In den von Katharina Ii. gegründeten blühenden Wolgakolonien sind Sa-
ratow und Sarepta Sammlungs- und Ausgangspunkte der Kultur geworden.
Sie haben ebenso wie die zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstandenen volkreichen
Anfiedlungen in Beffarabien, Odessa und in dem großen Kolonistenbezirk
zwischen dem Dnjestr und dem Schwarzen Meer trotz vieler Heimsuchungen
und Enttäuschungen ihre deutsche Art und Sprache bewahrt. Auch die Bewohner
der von schwäbischen Auswanderern intranskankasien gegründeten rein deutschen
Bauerndörfer wehren durch zähes Festhalten am Hergebrachten jeden fremden Ein-
fluß ab. Aber all diese deutschen Kolonien, die vom Asowschen Meer über die Krim
bis an die rumänische Grenze und am Kaukasus verstreut liegen, sind dem Unter-
gange geweiht, wenn die russische Regierung fortfährt, durch den Kampf gegen
deutsche Sprache und Art das Volk zu entnationalisieren.
3. Die Balkan-Halbinsel. Auf der Balkan-Halbinsel gewinnt das Deutschtum
beständig au Ausbreitung und Bedeutung. Deutsche Kausleute, Industrielle und
Angehörige anderer Berufe finden sich in Rumänien, Serbien und Bulgarien
in geachteten Stellungen; sie haben einen wesentlichen Anteil an dem wirtschaftlichen
Aufschwünge dieser Länder und sind zum Teil selbst zu bedeuteudem Wohlstand ge-
langt. Weniger gut geht es den 5000 deutschen Bauern in der Dobrndsch a. Doch
halten auch sie unter schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen an deutscher Sprache
und Sitte, an ihrer Kirche und Schule fest.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
34
Europa.
Ungarns, die aber durch Weizen- und Maisbau immer mehr eingeschränkt werden.
Geflügel und Bienen überall, im S. Seidenraupen. Die Wälder bergen sehr
viel Wild, namentlich in Böhmen; Bären und Wölfe Hausen in den Karpaten.
Das Mineralreich liefert Kohlen, Eisenerze, Gold, Silber, Quecksilber, Blei
und Salz. Von Wichtigkeit sind anch die vielen heilkräftigen Mineralbäder (nenne
die bekanntesten!). Die Gewerbthätigkeit, vielfach noch Hausindustrie, steht
weit hinter derjenigen von England, Deutschland und Frankreich zurück. Be-
deutendes leistet das Großgewerbe an Eisen-, Stahl- und Webwaren, sowie an
Bier, Papier und Glas. Die Lage des Staates bringt es mit sich, das; derselbe
den Vermittler des europäisch-asiatischen Handels bildet. Hauptverkehrs-
straße ist die Donau, Eisenbahnknotenpunkte sind Wien und Ofen-Pest.
4. Bevölkerung. Kein anderer Großstaat zeigt in Bezug auf die Abstam-
muug seiner Bevölkerung, sowie deren Sprachen und Sitten eine größere
Mannigfaltigkeit als Österreich - Ungarn. *) Etwa 10l/2 Mill. sind Deutsche.
Sie wohnen in den Alpenländern und in den Randgebirgen Böhmens, außerdem
in vielen Sprachinseln fast in allen Teilen des Reiches, vornehmlich in Sieben-
bürgen. Die Slawen machen, in verschiedene Stämme zersplittert, init 1!) Mill.
fast die Hälfte der Gesamteinwohnerzahl aus. Ihre Wohnsitze sind der N. und
S. der Monarchie. ?J/2 Mill. Magyaren oder Ungarn bewohnen das Donau-
tiefland, wo sie-sich zwischen N.- und S.-Slawen eingeschoben haben. Dazn
kommen noch Italiener in S.-Tirol und auf dem Küstensaume des Adriatischen
Meeres, Rumänen in Siebenbürgen und der Bukowina, Zigeuner u. a. m.
Keine dieser Nationen überwiegt so entscheidend, daß sie zur Herrschaft über
die andern berufen wäre. Die geistig und gewerblich am höchsten stehenden
Deutschen waren bis vor 30 Jahren das herrschende Volk; aber seitdem streben
die slawischen Stämme, besonders die Tschechen, nach völliger Selbständigkeit,
und in Ungarn herrschen die Magyaren. Doch ist das Deutsche die Sprache
des Gesamtheeres. — Eine größere Einheitlichkeit zeigt die Bevölkerung in reli-
giöser Beziehung. Über S/4 derselben sind römisch-katholisch, annähernd je
4 Mill. griechisch-katholisch und evangelisch, daneben 1,6 Mill. Inden und in
Bosnien V2 Mill. Mohammedaner.
5. Staatliche Entwicklung, Einteilung und Städte. Die Hauptader des
beginnenden und fortschreitenden österreichischen Staates und Lebens ist die
Donau. Österreichs ganze geschichtliche Entwicklung ist ein Hinauf-und Hinab-
wachsen läugs des Stromes fast von einem Nebenflüsse zum andern. Stamm-
land des Kaiserstaates ist die von Karl d. Gr. gestiftete avarische Mark, die
ini 10. Jahrhundert gegen die Magyaren neu gegründete Ostmark, das heutige
Kronland Nieder-Österreich. An dieses Kernland, dessen Markgrafen all-
mählich selbständige Herzoge wurden, schlössen sich die Alpenländer Steiermark
und Krain. 1278 kam der Grenzstaat an das Haus Habsburg. Dieses
erwarb Kärnten und Tirol, und das Land erhielt den Titel eines Erzherzogtums.
1526 wurden die Königreiche Böhmen (mit Mähren und Schlesien) und Ungarn,
die bis dahin als selbständige Reiche bestanden hatten, gewonnen, und so stieg
das Reich zur Großmacht empor. Die schwierigste Ausgabe blieb dem Staate als
Hort der Christenheit gegen die Türken. Infolge des 30jährigen und der
*) Wohl weift Rußland ein noch bunteres Völkergemisch auf, aber einer seiner
Volksstämme, der russisch-slawische, herrscht vor, wodurch dies Reich m höherem Grade
geeinigt erscheint als Österreich-Ungarn. S. S. 41.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet]]
Extrahierte Personennamen: Karl_d Karl
Extrahierte Ortsnamen: Europa Ungarns Wölfe_Hausen Karpaten England Deutschland Frankreich Donau Wien Ungarn Randgebirgen_Böhmens Ungarn Adriatischen
Meeres Siebenbürgen Bukowina Ungarn Bosnien Donau Ostmark Nieder-Österreich Steiermark Krain Haus_Habsburg Ungarn
Dieiländer um das Mittelmeer.
117
Morgenländisches Städtebild:
Blick auf Konstantinopel von Skütari aus.
Iii. Königreich Serbien. (49000 qkm, 2,2 Mill. E.)
Belgrad (weiße Burg), Hst. und Festung an der Donau.
Iv. Fürstentum Montenegro, das „Land der schwarzen Berge," bewohnt von den
tapfern Montenegrinern, die sich vom türkischen Joche freizuhalten wußten. Cetinje
(tschettinge), dorfartige Hst.
V. Das dalmatische Küstenland, vielgegliedert, zu Österreich gehörig.
Gecrg üc'ert-.r,
Abschluß. fr.:- inten ; or
Die Mi der uut das Mittelmeer.
(Kulturgeographischer Überblick.) schvib=<
1. Allgemeines. Die Länder um das Mittelmeer können nach ihren natürlichen
Verhältnissen als ein einheitlich geographisches Ländergebiet aufgefaßt werden. Der
Kern dieses „Mittelmeergebiets" ist die Riesenschale des mittelländischen Meeres,
auch kurzweg „das Mittelmeer" genannt. Das ganze Meeresbecken ist bis auf geringe
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T138: [Meer Insel Stadt Küste Halbinsel Kleinasien Griechenland Name Bosporus Land], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
172 Das Deutsche Reich,
Striche völlig germanisiert. Die d eusch en Stämme des Ostens sind
(bis auf einen kleinen Teil Oberdeutscher im w. Ostpreußen) durchweg
Niederdeutsche. Als deutsche Grenzstämme im rauhen Osten gegen-
über dem andringenden Slaventum zeichneten sie sich von jeher durch markiges,
arbeitsames, vaterlaudsliebendes Wesen aus. Es sind in dieser Hinsicht
besonders zu nennen die kernigen, gesinnungstreuen Ostpreußen, die derben,
aber biedern Pommern, die gemütsreichen, treuherzigen Schlesier, die that-
träftigen, kriegstüchtigen Märker und endlich die redegewandten, witzigen,
praktischen Berliner. — Über die s l a v i s ch e n und lettischen Kolks-
reste des deutschen Ostens vergl. S. 133.
Ii) Die Bevölkerungsdichtigkeit ist der wenig günstigen
Fruchtbarkeitsverhältnisse wegen ziemlich gering. Nach der Übersichtstafel
S. 135 bleiben alle Gebiete des Ostens außer Schlesien ziemlich bedeutend
hinter der mittleren Bevölkeruugsdichte des Reichs zurück. Schlesien
übertrifft dieselbe. — Einzelne Striche leiden zudem unter einer starken
Au s w a n d e r u u g. So weisen Posen und Westpreußen von allen
deutschen Ländern die größte Zahl von Auswanderern aus.*)
c) Religion. Die herrschende Konfession ist die e v a n g e l i s ch e.
Katholisch sind die Bewohner in Oberschlesien, im ostpreußischeu
Ermlaude, sowie zur Hälfte in Westpreußen und überwiegend in Posen.
Jüdische Bevölkerung ist zahlreich im Posenschen anzutreffen.
d) Nahrungsquellen. Der hauptsächlichste Erwerbszweig ist
die Landwirtschaft. Etwa Vs des Bodens ist mit Wald bedeckt.
Jnbezng auf Viehzucht ist besonders die Pferdezucht in Ostpreußen
(Trakehnen), Holstein und Mecklenburg und die Schafzucht in Pommern
hervorzuheben. Als Wohnhaus der bäuerlichen Bevölkerung kommt
vorzugsweise die fränkische Hofanlage (S. 146), daneben aber auch das
sächsische Bauernhaus (S. 176) und endlich in Ostpreußen und den Weichsel-
gegenden das nordische Haus vor. Dasselbe ist, wie das fränkische,
von den Wirtschaftsgebäuden gesondert, hat an der Giebel- oder auch
an der Frontseite eine Vorhalle („Vorlaube") welche ganz oder halb offen
und der Haupteingang des Hauses ist, und wird im Innern von beiden
Seiten durch Fenster erhellt. Hinter dem Hause sind Gartenanlagen.
Aus dem Wirtschaftshof gelangt man dnrch das „Hostbor". — Eine
eigenartige Erscheinung im wirtschaftlichen Leben der Landbevölkerung des
Ostens (namentlich in Posen und Westpreußen) ist die sogen. „Sachsen-
ganger ei". Tausende von Landarbeitern ziehen im Frühjahr nach
den „Rübenländern" des Westens und kehren zu Begiun des Winters mit
ihrem ersparten Verdienst wieder heim. Durch diese Wanderzüge erwächst der
Landwirtschast des Ostens bedeutender Schaden. Die I n d u st r i e ist
infolge der Armut des Landes an mineralischen Bodenschätzen wenig ent-
wickelt. Ausnahmen bilden der oberschlesische Jndnstriebezirk und die
Stadt Berlin. — Der Handel knüpft sich an die Küstenplätze und
großen Binnenstädte. Im letzten Jahrzent ist für die Anlage von Bahn-
linien im deutschen Osten sehr viel geschehen. Tie großen Hauptstrecken
sind durch zahlreiche Nebenbahnen mit einander verbunden, so daß auch
die entlegensten Gebiete der Ebenen in den Bereich regen Verkehrs und
Güteraustausches gezogen sind.
-) 3891 kamen von den 115392 Auswanderern des Deutschen Reichs
18278 auf Posen, 15733 auf Westpreußen.
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
142
Mitau, die Hauptstadt von Kurland.
Auch eine elektrische Straßenbahn gibt es jetzt in Libau, und zwar ist da jeder Wagen in zwei Klassen mit verschiedenem Fahrpreis eingeteilt, damit die russischen Tschinowniks und sonstigen „feinen" Leute nicht mit den „einfachen" zusammenzusitzen brauchen.
Große Fabriken, Speicher, Hafenbauten, Bahnhöfe sind entstanden, und die Stadt ist seit der Zeit, da sie durch eine Eisenbahn mit dem Süden Rußlands verbunden wurde, mächtig gewachsen. Wenn sie vor 100 Jahren mit ihren etwa 6000 Einwohnern ungefähr so groß war wie das jetzige Pillau, so hatte sie bei der Volkszählung im Jahre 1897 schon 64 489 Einwohner. Davon waren 15 353 Deutsche, 24918 Letten, 7731 Russen, 6015 Polen, 5488 Israeliten und 3587 Litauer.
Zwischen der See und dem See, d. h. zwischen der Ostsee und dem mit einem Haff vergleichbaren sogenannten „Kleinen" oder „Libauschen" See eingeklemmt, ist die Stadt von Natur etwas schmal und schmächtig, dafür aber recht lang geraten und erscheint so auf den ersten, flüchtigen Blick noch größer, als sie in Wirklichkeit ist. Daher erklärt es sich, daß ein tvackerer Landstürmer seiner Frau auf einer Feldpostkarte aus Libau geschrieben hat: „Libau ist größer als Königsberg!"
F. S. nach Einzelbildern der „Kbg. Woche."
2. Mitau, die Hauptstadt von Kurland.
Mitau wurde am 2. August 1915 von unseren Truppen nach Kampf genommen, und zwar war die Stadt, wie es im Bericht des Hauptquartiers hieß, im allgemeinen unversehrt geblieben.
Mitau zählt etwa 40 000 Einwohner, von denen über die Hälfte Deutsche
gründeten sie unter großen Opfern eine Reihe von deutschen höheren und Elementarschulen, sogar ein deutsches Lehrerseminar (in Mitau), Lehrlingsheime, Kindergärten und Kinderhorte. Die Ritterschaften gingen hierbei durch Wiedereröffnung der ritterschaftlichen Gymna-Nen von Goldingen (Kurland), Birkenruh (Livland) und Reval (Estland) voran. — Leider begann sich in Rußland bald wieder die Strömung gegen die Deutschen zu wenden. So wurde u. a. den neu erstandenen höheren deutschen Schulen ihr notwendiger und natürlicher Abschluß, die Reifeprüfung in der deutschen Unterrichtssprache, versagt. — Da brach im August 19 H der Sturm des großen Weltkrieges in das Land, wie ein heißer Wüstenwind alles deutsche Leben im Baltenland mit endgültiger Vernichtung bedrohend. Die deutschen Vereine verfielen der Auflösung, die deutschen Schulen wurden geschloffen, der öffentliche Gebrauch der geliebten deutschen Muttersprache wurde bei schwerer Geld-und Gefängnisstrafe verboten. — Seit unsere Truppen in siegreichem Vormarsch die Grenzen Kurlands überschritten haben, ist ihnen mitten in Feindesland auf Schritt und Tritt deutsches Leben begegnet. Wohlhabendes deutsches Bürgertum in den Städten, krafwoller deutscher Großgrundbesitz und blühende deutsche Bauernsiedlungen auf dem Lande, alle in gleicher Treue festhaltend an deutscher Muttersprache, deutsch-evangelischem Glauben und alter deutscher Art'und Sitte, legen lebendiges Zeugnis davon ab, daß hier Jahrhunderte alte deutsche Kulturarbeit, von kernigem deuts^em Volkstum geleistet, durch alle.rohen Zwangsmittel des russischen Staates nicht unterdrückt werden kann.
r ;.;c . > v;Nach Lllfred Geiser, „Die deutschen Ostseeprovinzen Rußlands."
- ' • ■ . , - Velhagen H. Klasings Volksbücher, Nr. 133. Bielefeld u. Leipzig.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Personennamen: August August Lllfred_Geiser
Die letzten Jahrhunderte des Mittelalters.
125
aufblhende deutsche Städte: Thorn, Cnlm, Marienwerder, Elbing, 1255 nach Eroberung des Samlandes durch Ottokar von Bhmen und Otto Iii. von Brandenburg unweit der Pregelmndnng Knigsberg. Durch die Culmer Handfeste" erhielten diese Städte Selbstverwaltung, aber keinen Anteil am Ordensregiment. An der Spitze des ganzen Ordens stand der Hochmeister; grere Bezirke wurden von Landmeistern verwaltet,
unter denen die Komture standen. Im Jahre 1237 vereinigte sich der Orden der Schwertbrder, der in groe Gefahr geraten war, mit dem Orden ^der Deutschherren, und 1309 verlegte der Hochmeister seinen Sitz von Venedig, wohin er nach dem Falle Mns bergesiedelt war, nach der Marienburg an der Nogat.
Die Eroberung und Behauptung Preuens wurde nur durch die Teilnahme Teilnahme des deutschen Volkes ermglicht. Fürsten und Ritter fanden %b0e,*n sich alljhrlich als Kreuzfahrer ein, Ritter und dienende Brder strmten dem Orden zu, man wetteiferte in Schenkungen. Um 1300 war die Ostseekste von Lbeck bis Reval mit deutschen Burgen, Stdten und Dr-fern besetzt; die Ostsee war zu einem deutschen Meere geworden.
Im Sdosten gehen Christianisierung und Germanisierung bis auf Der Sd-Karl den Groen zurck. Der bayrische Stamm und das Erzbistum often-Salzburg drangen nach den Awarenkriegen, nach der Auflsung des Gromhrischen Reiches Swatoplnks und dem Ungarnsiege Ottos des Groen, immer aufs neue einsetzend, die Donau abwrts vor. Hier haben sich die Babenberger als Markgrafen der Ostmark (seit 976) und als Herzge von sterreich (seit 1156) hohe Verdienste erworben. Der Hof zu Wien war im 12. und 13. Jahrhundert einer der glnzendsten Frsten-Hfe Deutschlands. In sterreich lernte Walter von der Vogelweide singen und sagen.
D. Die letzten Jahrhunderte des Mittelalters.
In dem halben Jahrtausend von der Kaiserkrnung Karls des Groen Ergebnisse bis zum Untergange der Staufer hatten sich in Europa und dem Mittel- d^bi^ meergebiete tiefgehende Vernderungen vollzogen. Das Christentum hatte 3e"ungn' im Norden und Osten Europas das Heidentum endgltig zurckgedrngt.
Die drei groen Kulturgebiete, die wir um 800 auch als politische Ein-heiten vorfanden, nmlich das rmisch-germanische, das griechisch-orientalische und das mohammedanische, verkrpert durch die christ-lichen Kaiser und die beiden Kalifen, hatten sich in eine Vielheit von Staaten ausgelst. Im Abendlande gab es berhaupt keinen Kaiser, in Konstan-tinopel war die Macht des Kaisers zum Schatten herabgesunken; im Morgen-lande war das Kalifat vernichtet und in Spanien im Zurckweichen begriffen. Die strksten Gebietsverluste hatte das ostrmische Kaisertum erlitten, dessen Herrschaft sich nur noch auf die Stadt Konstantinopel und den Osten der Halbinsel erstreckte. Zugleich war Byzauz als Kulturmacht zurckgegangen. Der Gebrauch des Griechischen, der einstigen Weltsprache, beschrnkte sich auf einen kleinen, zusammenschwindenden Kreis; neue geistige Werte wurden
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe]]
Extrahierte Personennamen: Ottokar_von_Bhmen Ottokar Otto Ottos Walter Karls Byzauz
Extrahierte Ortsnamen: Thorn Marienwerder Elbing Brandenburg Knigsberg Venedig Marienburg Ottos Donau Ostmark Wien Deutschlands Karls Europa Europas Spanien Konstantinopel
142
Die Zeit vom Interregnum bis zum Tode Karls Iv.
80. 81.
Meister- Auch die Zeiten des ritterlichen Sngers waren vorber. In der Stadt gesang. bte der Zunftmeister die Kunst des Meistergesanges; wenn sich dabei die Dichtkunst nicht auf der frheren Hhe erhielt, so drckte dagegen die bung der bildenden Knste den spteren Jahrhunderten den Stempel auf. Die Prosa wurde vom Mnche, der in der Landessprache predigte, und vom Stadtschreiber gepflegt, der die Stadtchronik in der Landesmundart auf-zeichnete.
Verwaltung. Die hheren Stellen der Verwaltung gingen aus den Hnden der Ritterbrtigen oder Geistlichen in die des juristisch Gebildeten der. Der Stadtschreiber war der erste juristisch gebildete Beamte. Auch hier folgten die Fürsten den Stdten nach, indem auch sie ihre Rte aus der Zahl der Männer whlten, die in Bologna oder Padua beide Rechte studiert hatten.
Bite des Whrend also die Bedeutung des Rittertums im 14. Jahrhundert Ritterordens bereits im Schwinden begriffen war, hatte der Deutsche Ritterorden ' crr ens"in Preußen damals, besonders unter dem Hochmeister Winrich von Knipro de (13511382), seine glnzendste Zeit. Herrliche Städte blhten in seinem Gebiete auf; Danzig wurde mit Venedig verglichen. Auf der fruchtbaren Erde im Delta der Weichsel saen wohlhabende Bauern; auch war ein deutscher Adel im Lande entstanden, der sich des Besitzes aus-gedehnter Gter erfreute. Der Orden hatte das Land in Komtureiert eingeteilt; jeder Komtur regierte mit zwlf Brdern das ihm untergebene Gebiet. Nirgends gab es einen Herrschersitz im ganzen Norden Europas, der sich an Gre und Pracht mit dem des Hochmeisters auf der Marien-brg vergleichen konnte.
81. Schlesien. Whrend der deutsche Einflu von der Hansa der die nordischen Reiche und vom Deutschen Orden im Nordosten ausgedehnt wurde, schritt auch die Kolonisation im Osten, namentlich in Schlesien, rstig fort, obwohl das Land nach dem Tode Heinrichs Ii. (vgl. 69) unter andauernden Kriegen mit Polen und Erbstreitigkeiten der Piasten schwer zu leiden hatte.
Heinrich Iv. Der glnzendste Vertreter deutschen Rittertums in Schlesien, der sich (1266-1290). ^ch als Minnesnger einen Namen gemacht hat, war Heinrichs Ii. Enkel, Herzog Heinrich Iv. von Breslau (12661290). Gegen seinen leidenschaftlichen und rnkeschtigen Oheim Boleslaw von Liegnitz suchte er Beistand bei dem Bhmenknige Ottokar Ii., an dessen Hofe er seine ritterliche Ausbildung genossen hatte. Er focht auch an seiner Seite in der Schlacht auf dem Marchfelde (1278), nahm aber nach Ottokars Tode sein Land von Rudolf von Habsburg zu Lehen. Hiermit wurde die Trennung Schlesiens von Polen, die tatschlich bereits seit Heinrich I. (vgl. 69) bestanden hatte, formell besttigt*).
*) Heinrichs Iv. Gemahlin Mechthilds war eine brandenburgische Prinzessin: es hal also damals bereits eine (verwandtschaftliche) Verbindung zwischen Schlesien und Brandenburg bestanden. Sein Grabmal befindet sich in der von ihm erbauten Kreuz-kirche zu Breslau.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung]]
TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Karls Winrich_von_Knipro Heinrichs Heinrichs Heinrich_Iv Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrich_Iv Heinrich Boleslaw_von_Liegnitz Boleslaw Ottokar_Ii Ottokar Ottokars Rudolf_von_Habsburg Rudolf Heinrich_I. Heinrichs Heinrichs Mechthilds
Extrahierte Ortsnamen: Karls Bologna Padua Danzig Europas Marien-brg Schlesien Schlesien Breslau Ottokars Polen Brandenburg Breslau